Neuigkeiten aus Frankens Mehrregion
Aus Amt & Kreis
Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie sich schon einmal gefragt, was eigentlich passiert, wenn jemand im Landkreis den Notruf 112 wählt? Wer hebt da ab, wer entscheidet, welches Fahrzeug wo losfährt – und wie stellen wir sicher, dass Hilfe auch in Zukunft schnell genug kommt?
Genau darum geht es bei zwei wichtigen Projekten, die wir gerade interkommunal bearbeiten: zum einen dem Neubau der Integrierten Leitstelle (ILS) in Ansbach und zum anderen der Einführung einer sogenannten smartphonebasierten Ersthelfer-App mit dem Namen „Region der Lebensretter“. Doch der Reihe nach.
Investition in Integrierte Leitstelle
Wenn Sie bei uns im Landkreis die 112 wählen, landen Sie in der „Integrierten Leitstelle“ Ansbach. Von dort aus werden Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz für die Stadt Ansbach, den Landkreis Ansbach und unseren Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim koordiniert – insgesamt also für knapp 330.000 Menschen auf rund 3.340 Quadratkilometern. Damit das zuverlässig funktioniert, braucht es mehr als ein paar Bildschirme und Telefone. Es braucht eine Leitstelle, die technisch auf dem neuesten Stand ist, ausfallsicher, krisenfest – und der wachsenden Zahl an Einsätzen gewachsen ist. Darum haben wir in den vergangenen Jahren, zusammen mit unseren Partnern aus Ansbach, in eine neue Leitstelle investiert. Konkret rund 33 Millionen Euro. Unser Anteil daran beträgt rund 13 Millionen Euro. Das ist viel Geld, ja. Aber es ist eine Investition in unser aller Sicherheit und in Verlässlichkeit. Denn die Einsatzlagen werden komplexer. Der gesamte Rahmen, in dem wir agieren, wird fordernder: Die Extremwetterlagen werden mehr (ich erinnere nur an das Hochwasser 2021), die Einsatzhäufigkeit der Rettungsfahrten steigt (auch, weil die Menschen älter werden) und wir müssen uns darauf einstellen, dass wir künftig im zivilen Bevölkerungsschutz mehr gefordert sein werden. Genau dafür sind wir mit der neuen Leitstelle bestens gerüstet. Zwölf Disponentenplätze auf höchstem technischem Niveau stehen zur Verfügung. Stellen Sie sich dabei den Hauptraum durchaus so vor, wie in so manch bekannter Hollywood-Produktion. Nur, dass die Mitarbeitenden sich nicht im Keller des Weißen Hauses befinden, sondern in Brodswinden bei Ansbach – mit Blick ins Grüne. Kurz gesagt: Wir schaffen das „Gehirn“ unseres Rettungswesens neu – damit der Notruf 112 auch in zehn oder zwanzig Jahren noch genauso sicher funktioniert wie heute.
App „Region der Lebensretter“
Trotz aller Technik bleibt ein Problem: Der Rettungswagen braucht – je nach Lage – acht bis 15 Minuten, bis er beim Patienten ist. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sind das oft Minuten, die wir eigentlich nicht haben. Denn: Eine früh begonnene Herzdruckmassage kann die Überlebenschance verdoppeln bis verdreifachen. Auf unser Wirken hin (Danke für den Impuls an den Stadtrat Neustadt a.d.Aisch!) führen wir in unserem Rettungsbereich die App „Region der Lebensretter“ ein. Die Idee dahinter ist simpel wie genial zugleich: Jemand wählt die 112, weil eine Person bewusstlos ist und nicht mehr normal atmet. In unserer neuen Leitstelle wird der Notruf wie bisher bearbeitet, Rettungswagen und Notarzt werden alarmiert. Zusätzlich aber schickt die Leitstelle nun, über die neue App, eine Alarmierung an registrierte Ersthelferinnen und Ersthelfer in der Nähe des Notfalls heraus. Wer aus diesem Kreis gerade Zeit hat und in Reichweite ist, macht sich sofort auf den Weg, beginnt mit Herzdruckmassage und holt – falls vorhanden – einen Defibrillator. Wenn der Rettungsdienst alsdann eintrifft, übernimmt fortan selbiger. Auf diese Weise überbrücken wir die kritische Zeit bis der Rettungswagen da ist. Freilich ist Voraussetzung für den Erfolg des Systems, dass möglichst viele Menschen mit entsprechender Vorbildung mitmachen. Daher gehen wir in Kürze in eine großangelegte Werbeoffensive. Mit weiteren Details. Nehmen Sie diese Zeilen also schon einmal als Vorankündigung mit.
Kurzum: Beide genannten Projekte, Leitstelle wie Ersthelfer-App, sind in Summe keine technischen Spielereien. Vielmehr geht es uns um etwas sehr Konkretes: Nämlich darum, dass Hilfe kommt, wenn es darauf ankommt – schnell, professionell und verlässlich.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Advent und eine besinnliche Vorweihnachtszeit.
Ihr
Christian von Dobschütz
Landrat
